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Mön und Falser rundt 

Es war wieder einmal soweit. Eine Woche Dänemark - Rudern im August 1998. Fasziniert von der letztjährigen Fahrt wollten Achim und ich wieder zu den Auserwählten gehören. Fahrtenleiter Jürgen Neels von den Dänemarkfahrern lud uns rechtzeitig zu einer Erlebnistour „Rund um die Ostseeinseln Mön und Falster“ vom 1.08. bis 9.08.98 ein. Erwartungsgemäß sollte es eine Ruderfahrt unter Mitnahme aller Utensilien wie Zelt, Schalfplatz, Verpflegung, Getränke, Kocher etc. werden. Bewußt wollten wir uns unter Verzicht eines festen Stammquartiers bei Mutter Natur vom Alltagsstress erholen. Wegen beruflicher Zwänge startete die Mannschaft des Fahrtenleiters(VL) die Ruderfahrt einen Tag früher im Zweier des Vereins „Die Dänemarkfahrer“. 
Boot Storströmmen: 
 Jürgen Neels   Ratzeburger Ruderclub 
 Laszlo Vaskovics  Bamberger Rudergesellschaft 
 Ullrich Derlien   Bamberger Rudergesellschaft 

Roland organisierte für uns Berliner Teilnehmer die entsprechende Fähre von Rostock nach Gedser. Nach spätabendlicher Ankunft am 31.08.98 im Vordingborg Roklub auf der Insel Seeland zeigte uns stolz der Ruderkamerad Knud Erik Skovlund das hübsche Bootshaus. Gegen ein geringes Entgelt wurden uns für die kommende Woche gute Inriggerriemenzweier zur Verfügung gestellt. Kurz vor Mitternacht landete der Rest der Korona aus Lübeck bzw. Ratzeburg an. Bald waren wir Unerfahrenen auf die Mannschaften aufgeteilt. 
Boot Masnedö: 
 Wilfried Tille   Ratzeburger Ruderclub 
 Alfred Loerbroks   Lübecker Rudergesellschaft 
 Achim Hill   Richtershorner Ruderverein 

Boot Bogö:
 Roland Schmidt   Dobbertiner Ruderverein 
 Peter Schulz   Berliner Ruderclub Ägir 
 Siegfried Mantei   Richtershorner Ruderverein 

Nach den allgemeinen Begrüßungsformeln betteten wir unsere müden Häupter zur Ruhe. 
Samstagmittag waren von den beiden letzten Mannschaften die Boote mit allem Kram beladen. Zur Besänftigung der Götter wurde vom Marine - erfahrenen RK Wilfried vor die Bugspitzen jeweils ein Schluck des vorzüglichen Magenbitters Gammeldansk der Ostsee geopfert. Die Ruderfahrt führte uns an dem Tag von Vordingborg bis Ulvshale auf der Insel Mön. Das Wetter meinte es ganz gut mit uns. Frischer West bei genehmen Temperaturen. Die Mannschaft „Masnedö“ gönnte sich keine größere Rast und erreichte das Etappenziel gegen 17.00 Uhr. Unsere Mannschaft machte bei Kalvehalve an einem mit Tisch und Bänken versehenen Rastplatz Mittagpause. Prima konnten wir mit unserem gebrauchsfähigen „Aquarium“(Fernglas) die Fahrt der „Masnedö“ über die Stege - Bucht verfolgen. Sehr gut war von unserem Standort aus die zu durchfahrene Brücke zwischen Nyord und Mön zu erkennen. Eine uns überlieferte Irrfahrt blieb uns somit erspart. Abflauender Wind und sehr schöne Abendsonne verleitete uns zu einem Segelversuch. 19.30 Uhr erreichten wir ebenfalls den vorgesehenen Rastplatz. Schnell waren unsere Zelte im feinen Strandsand aufgebaut. 
Der Sonntagmorgen zeigte sich nicht namensgerecht, es regnete. Anfänglicher, später nachlassender West 3 sorgte für gute Fahrt in Richtung Möns klint, den berühmten Kreidefelsen, ähnlich den Stubbenkammerfelsen auf Rügen. Ein Kreidefelsen auf Mön trägt angelehnt an Rügen den Namen Königinstuhl. Mittägliche Flaute und Sonne sorgten dann für Bilderbuchwetter unterhalb der Kreidefelsen. Gegen 18.30 Uhr ist unser Etappenziel nah Klintholm Havn erreicht. Sonne und Westwind 1 begrüßte uns am Montagmorgen. Einkaufen, Trinkwasser bunkern, etc. verzögerte den Aufbruch bis gegen Mittag. Unser Etappenziel hieß Hesnaes auf der Insel Falster. Zunehmender Westwind machte uns mürbe. Die Querung des Grönsunds hatte es in sich. Der Verzehr des vom kleinen alten Peter gefangen Dorsch war eine kulinarische Abwechslung. Das gemeinschaftliche Lagerfeuer wurde nur von wenigen Ruderkameraden betreut. Ein junges Fasanenhuhn ließ sich von unserer Anwesenheit wenig bei der Futtersuche beeindrucken. Der Rest der Korona widmete sich wohlverdienter Ruh. 
Am Dienstag sollten wir die vorausgeeilte Zweiermannschaft zu Gesicht bekommen. Vormittäglicher Regen trieb uns nicht gerade zum eiligen Aufbruch. Angenehmes Ruderwetter, Sonne und wenig Wind, ließ uns zusätzlich bummeln. Unsere Zweierbesatzung war dann bei Ulslev Strand von einer Mittagpause überzeugt. Unser VL Jürgen Neels hatte uns schon von weitem orten können. Freudige Begrüßungen mit Fototermin und Friedenstrunk gehörten zum Ablauf. Die darauffolgende Geschwaderfahrt der drei Zweier bis Botö sollte die letzte dieser Tour sein. Der aufkommende Wind rüttelte die ganze Nacht an unseren Behausungen. Die neuartigen Zelte haben durch die etwas spärlichen „Heringe“ gerade im Sand nicht die gewünschte Standsicherheit. Belustigt waren wir vor allem über die Zeltbaukunst - das O - Zelt - des Ruderkameraden Laszlo. 
Die Mannschaft des Fahrtenleiterbootes verfiel am kommenden Tag in gebremste Hektik. Unbedingt sollte die Rundtour geschafft werden. Der kräftige Westwind bescherte uns im Inneren der Zelte wahrhaftig Dünenlandschaften. Gleichgültig beobachtenen wir Zürückgebliebenen wie der kräftige Wind unser Lager in Mitleidenschaft brachte. Den eingeplanten Gammeltag vertrödelten wir mit Pilzesammeln, Schlafen, kollektives Beisammensein. Pumpen - Willi erzählte viele historische Seefahrtgeschichten. Gegen 23.00 Uhr konnten wir in Richtung Südost ein Höhenfeuerwerk erkennen. Vermutlich war es das, was allabendlich bei den Störtebekerfestspielen in Ralswiek auf Rügen abgefeuert wird. Andere vermuteten darin SOS - Signale. 
Entschlossen rüsteten die Mannschaften am Donnerstag früh zum Aufbruch für die Fahrt um Gedser in Richtung Nyköbing. Unter Land rudernd hatten wir Schutz vor dem frischen böigem Westwind. Erfreut konnten wir in Höhe Gedesby ein entgegenkommendes Ruderboot ausmachen. Es war unser Fahrtenleiter. Beeindruckt hörten wir, daß eine tosende See bei Windstärke 10 und damit eine Umfahrt von Gedser Odde unmöglich sei. Roland , Alfred und ich wollten uns nach kurzem Palaver selbst davon überzeugen. Wahrlich, eine Ruderfahrt schien unter den Wetterbedingungen bei dem sehr steinigen Ufer nicht möglich. Sturm konnten wir aber bei bestem Willen nicht erkennnen. Roland meinte bloß bei Beobachtung eines im Sand sich wälzenden Pferdes:“Umgefallen, Windstärke 10!“ Zurückgekehrt zur Mannschaft wurde die weitere Vorgehensweise beratschlagt. Weiteres Warten wollte und konnte sich die VL - Mannschaft nicht erlauben. Sie beschlossen nach Norden zurückzurudern, in Hesnaes die Fahrt abzubrechen und mit Bootstransport nach Vordingborg zurückzukehren. Die Alleingelassenenen trotzten dieser Entscheidung unter Beachtung des nicht anstehenden Zeitdrucks mit einer Erfrischung. Dänemarkfahrer Willi brauchte nicht lange uns zu einem Proberudern in Richtung Südspitze zu überreden. Rasmus gönnte sich offensichtlich eine gewisse Ruhepause, denn die Umfahrt Gedser Odde bereitete keine Probleme. Wieder zunehmender Wind, Regen und flaches Wasser machten das Rudern zu keinem angenehmen Erlebnis. Auch wenn wir nicht angemeldet waren, wurde uns bei abendlicher Ankunft im Nyköbing Falster Roklub ein netter Empfang bereitet. Unkompliziert konnten die Zweier an Land gebracht werden. Großzügig wurde uns der Saal als Unterkunft zur Verfügung gestellt. Küchen - und Duschenbenutzung rundeten den Aufenthalt ab. 
Unser Hofdichter Alfred hatte am Freitag früh die Aufgabe für die unentgeltliche und überaus freundliche Unterkunft im Gästebuch zu danken. Die letzte und längste Etappe starteten wir gegen 10.00 Uhr. Der Guldborgsund mußte bei kräftigem Nordwestwind mit schlauchender Ruderarbeit bezwungen werden. Die mittägliche Rast an der Klappbrücke in Guldborg schaffte die wohlverdiente Pause. Mit der Festlegung von Ruderkamerad Willi, daß um 16.00 Uhr der Wind nachläßt, wurde fast pünktlich das letzte Teilstück in Angriff genommen. Vor Erreichen des zu querenden Storströmmen mußten einige Ruderkameraden nach dem „Dauerduschen“ Klamottenwechsel vornehmen. Von Alfred überzeugt, daß trotz des heftigen Windes die Windrichtung für die Überfahrt günstig ist, nahmen wir die Etappe im Sturm. Sehr beeindruckt von den großen Wellen erreichten wir die von weitem sichtbare Stadt Vordingborg. Stolz und glücklich über die vollbrachte Leistung machte ein kleines Fläschchen Gammeldansk die Runde. Küche, Dusche, Saal des Vordingborg Roklubs wurden nach Verbringen der Boote in die Halle in Beschlag genommen. Letzte Biervorräte und das letzte Fläschchen Brigadeschnaps machten in gemeinsamer Auswertung die Runde. 
Samstagfrüh waren die geliehenen Inriggerboote gründlich vor der anstehenden Rückreise zu reinigen. Wie vom Wetterdienst versprochen trat die Wetterbesserung gegen Mittag ein. Von der Expressfähre „Berlin“ stellten wir Flaute auf der Ostsee fest. Da könnte jeder rudern! Einen sehr schönen Abschluß der Fahrt stellte das Panorama der an der Hansesail teilnehmenden Segler vor und in Warnemünde dar. 
Wir Berliner möchten uns beim Ruderkameraden Jürgen Neels für die Organisation der schönen Rudertour bedanken und wünschen uns bei der nächsten Erlebnistour gesund wiederzusehen.
 

Nachbemerkung: 

Am „schwarzen“ Brett des Nykobing Falster Roklub waren für uns auch interessante Dinge zu erfahren.
Für Steuerleute werden A -, B- und Langtoursteuermannspatente vergeben. Diese unterscheiden sich in Kilometerentfernung und Schwierigkeit.
Eine Maßnahme, die sicherlich ihre Berechtigung hat. 
Ich denke auch in unserem Verein sollte man über etwas ähnliches nachdenken. Der Verkehr auf unseren Wasserstraßen wird immer dichter und wird zu unserem Leid von vielen unvernünftigen Sportbootführern zusätzlich anspruchsvoller. Auch in Betracht der für „Otto - Normal - Verbraucher“ oft unverständlichen Rechtssprechung sollten für unsere jüngeren Ruderkameraden Schulungen organisiert werden. Für uns ältere Kameraden ist eine „Auffrischung“ sicherlich ebenfalls sinnvoll.

        Siggi
 

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